Der
Schriftsteller Ephraim Kishon (1924 – 2005) laut eigener Aussage und der beste Schriftsteller unter den Billardspielern“ |
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"Sollte man
mich fragen, warum ich ein verhinderter Billard-Champion bin, würde ich
antworten: weil ich ein verhinderter Schach-Champion bin. Tatsächlich
sind Schach und Billard wesensverwandt, was sich unter anderem dadurch
erweist, dass die meisten großen Schachspieler Billard spielen. Die
großen Billardspieler hingegen spielen kein Schach: es ist ihnen zu
leicht. Womit ich nicht gesagt haben will, dass es einfacher ist,
Schachweltmeister als Billardweltmeister zu werden. Auffallend ist aber,
dass es mehr Meisterschaften am Schachbrett als am Billardtisch gibt.
Das Spiel mit den Kugeln wird unterschätzt. [....]
Im Gegensatz
zum Schach, dem ich seit frühester Jugend in unverbrüchlicher Treue
anhänge, ist Billard eben nicht nur ein immens komplexer Gehirnsport.
Man ist leider auch genötigt, das Gedachte mit Stock, Kreide, Kugeln und
einer bleiernen "Bockhand" (das ist, bei Rechtshändern die Linke, die
mit der Ruhe eines Urgesteins auf den Tisch gesetzt werden muss, damit
die Rechte den kalkulierten Stoß auf die Kugel ausführen kann) in
Handlung umzusetzen. Wer hätte je davon gehört, dass ein Schachspieler
eine Partie verloren hat, weil er unfähig war, die Dame vom Feld C5
abzuheben und auf Feld C7 abzusetzen? [....]
Um das
klarzustellen: wenn ich von Billard spreche, spreche ich von "Carambolage".
Das ist Billard mit drei Kugeln ohne Löcher. Man hat die eigene Kugel so
zu stoßen, dass sie die Kugel des Gegenspielers sowie die neutrale rote
Kugel trifft. Wenn einem das misslingt, ist der Gegenspieler dran.
Klassespieler sind mittlerweile so gut geworden, dass sie das
zehntausend mal hintereinander schaffen, so dass das Spiel gänzlich uninteressant
wird. So hat man schließlich das Dreiband-Billard erfinden müssen, bei
dem es darum geht, die eigene Kugel so zu bewegen, dass sie insgesamt
dreimal die Bande berührt, ehe sie die gegnerische und die neutrale
Kugel touchiert. Das ist die Königsdisziplin. Sie ist so schwer, dass
selbst die besten Spieler es nur selten schaffen, zweimal hintereinander
einen Stoss durchzuführen. [....]
Dem
allem ist zuzufügen, dass Billard, entgegen seinem Ruf als Entertainment
für gesellschaftliche Aussenseiter, ein überaus nobler Sport ist. Gegner
am Tisch neigen dazu, einander für gelungene Stösse Beifall zu spenden.
Der psychologische Krieg, den Schachspieler einander am Brett liefern,
findet beim Billard nicht statt. Gewiss: auch beim Billard hat ein Spieler
die Möglichkeit, wenn ihm denn die Kugeln ein nahezu hoffnungsloses Bild
liefern, den Stoss so zu führen, dass auch der Gegenspieler mit seiner
Aufgabe seine liebe Mühe haben wird. Der Gegenspieler wird das aber als
Anerkennung seiner Klasse schätzen.
Billard,
entgegen anders lautenden Gerüchten, ist kein Ganoven-Spiel. Es wäre
denn, dass der Gentleman aus der Ganoven-Ehre lernen kann." Der bekannte Satiriker über Carambol-Billard
anlässlich des Billard-Weltcups 1987 in Berlin (* Anm.: Stimmt nicht mehr ganz, bei der Disziplin Dreiband gibt es bereits ein Zeitlimit von 40 Sekunden für einen Stoß.) |